„Hello everybody!“ Ich möchte mit diesem kleinen Bericht einige meiner Eindrücke von unserem Auslandspraktikum in Derry teilen. Diesem tollen Erlebnis stellten sich vom 13.10. bis zum 02.11.2019 insgesamt neun angehende Erzieher und Sozialassistenten unserer Schule. Wir alle hatten eine sehr schöne Zeit und trotz einiger Krankheitsfälle, Herausforderungen im Alltag oder anderen kleinen Problemen, können wir alle sehr positiv auf unsere Zeit in Irland zurückschauen.
Ich möchte an dieser Stelle jedoch hauptsächlich von mir und meinen Erfahrungen berichten, da ich schlecht für die ganze Gruppe sprechen kann. Was ich jedoch noch im Namen aller sagen möchte ist, dass wir uns definitiv besser kennen lernen und auch so manche Freundschaften knüpfen konnten. Wir alle haben uns zu den Vorbereitungstreffen als völlig Fremde zum ersten Mal gesehen und uns nach dem Auslandspraktikum tatsächlich wie eine Gruppe gefühlt, in der man sich aufeinander verlassen konnte. Dank unserer tollen Gruppenleiterin und dem Verantwortungsbewusstsein aller Gruppenmitglieder waren die Hin- und Rückreise, welche mir anfangs ein wenig Sorge bereitet haben, keine große Herausforderung und liefen trotz des vielen Umsteigens problemlos ab.
Wir sind am Sonntagmorgen um 5.40 Uhr in Dresden gestartet und haben unser Ziel um ca. 22.30 Uhr Ortszeit erreicht. In Derry angekommen, wurden wir herzlich von Tommy, einem Mitarbeiter aus dem Foyle Institut, empfangen. Er hat jedem von uns ein kleines Willkommenspäckchen übergeben, mit einem Stadtplan, einer Notfallnummer und noch so einigem mehr. Anschließend hat er uns auf die Gastfamilien verteilt und diejenigen, welche nicht von ihren Gasteltern abgeholt werden konnten (mich und meine Freundin eingeschlossen), in Taxis zu den Familien geschickt. Nach einer recht ruhigen Taxifahrt sind wir bei unserer Gastmutter Fidelma angekommen, welche uns sehr warm empfangen hat, sodass man sich schnell wohl fühlte in ihrer Gegenwart. Trotz der späten Stunde hat sie sich die Zeit genommen uns ein wenig kennenzulernen und uns über unsere Anreise ausgefragt. Sie hat uns auch angeboten noch einen Tee zu trinken oder sogar noch etwas Kleines zu essen. Da wir allerdings beide so erschöpft von der Reise waren, haben wir uns lediglich für eine Tasse Tee entschieden. Nachdem diese ausgetrunken war, zeigte Fidelma uns noch unsere Zimmer und wir haben uns sofort schlafen gelegt.
Am nächsten Tag haben wir uns ausgeschlafen am Frühstückstisch getroffen und auf Fidelmas Angebot hin ein irisches Frühstück mit Ei und Bacon genossen. Gegen Mittag sind wir zu dritt im Taxi zum Foyle Institut gefahren und haben uns unterwegs von Fidelma ein wenig die Stadt zeigen lassen. Im Institut angekommen, haben wir unsere Schülerausweise für unsere drei Wochen Praktikum erhalten und uns einen Willkommensvortrag angehört, in welchem wir auch noch einmal zu unseren Einrichtungen und Arbeitszeiten informiert worden. Nach unserer Einweisung haben wir uns in kleineren Gruppen die Stadt ein wenig angesehen und waren gleich am ersten Tag schön Mittag essen in „Granny Annies“. Im Anschluss haben wir uns noch eine Busfahrkarte für die erste Praktikumswoche gekauft und sind danach wieder zurück zu unserer Gastmutter gefahren.
Dabei ist das Busfahren in Derry echt eine Sache für sich. Die Fahrzeiten der Busse sind alles andere als regelmäßig, die Busse sehen nicht aus wie die Linienbusse bei uns und es gibt auch keine Anzeigen innerhalb der Busse. Das heißt also, man muss wissen, wo man raus muss, was am ersten Tag noch etwas schwierig war. Am Dienstag war unser erster Arbeitstag und ich war wirklich aufgeregt. Ich fühlte mich noch nicht richtig sicher mit den Busverbindungen, weshalb ich mich entschied knapp eine Stunde zur Oakgrove Integrated Primary School, meiner Einrichtung, zu laufen und obwohl sich das jetzt viel anhört, habe ich im Laufe der Wochen diese Strecke wirklich lieben gelernt.
Insgesamt waren drei aus unserer neunköpfigen Gruppe in Oakgrove, einmal in der Nursery, in Primary 1 und in Primary 5. Wir wurden von dem Stellvertretenden Schulleiter in Empfang genommen, eingewiesen und recht unvorbereitet einfach in unsere Klassen gegeben. Ich war am Anfang wirklich überwältigt von der ganzen Schule. Von der Tatsache, dass die Kinder schon mit 4 Jahren in die Grundschule starten, über den Sachverhalt, dass die Klassenzimmer einfach nur Reizüberflutung pur sind, bis hin zu dem Fakt, dass die Kinder scheinbar überhaupt kein Empfinden für Kälte haben. Sobald es raus auf den Hof ging, lagen überall Jacken herum und die Kinder rannten teilweise kurzärmlich oder die Mädchen in ihren Röcken auf dem Hof herum und spielten, als sei es noch Hochsommer.
Ich habe zwei Wochen in P1 als „teaching assistent“ ausgeholfen, hier und da mal etwas kopiert, einige Kinder unterstützt, welche noch etwas mehr Zeit für Aufgaben benötigten und auch mal kleinere Gruppen allein betreut. In der Klasse befanden sich 27 Kinder im Alter von 4 bis 5 Jahren, welche alle ihre eigenen einzigartigen kleinen Persönlichkeiten hatten. Zu meiner eigenen Überraschung lernte ich die Namen der Kinder recht schnell und war darüber hinaus auch bald mit dem Tagesablauf der Schule vertraut, was ich mir anfangs nicht richtig vorstellen konnte, da es auf mich die ersten Tage noch ziemlich chaotisch wirkte.
Die Arbeit in einem englischsprachigen Land hat mir ebenfalls gezeigt, dass meine eigenen Sprachkenntnisse besser sind als ich es zuerst glaubte. Ich konnte problemlos Anweisungen Folge leisten und Arbeitsaufträge ausführen, ohne nochmal nachfragen oder irgendwelche Verständnisprobleme klären zu müssen.
Das positive Feedback von den Kollegen, meiner Gastmutter oder teilweise auch wildfremden Menschen hinsichtlich meiner Englischkenntnisse hat mir mehr und mehr Selbstvertrauen gegeben, mich der Sprache zu bedienen und von mir aus das Gespräch mit anderen zu suchen.
Vor dem Auslandspraktikum hätte ich es mir niemals vorstellen können im Ausland irgendwo zu arbeiten, das sehe ich jetzt total anders. Für all die Erfahrungen, die ich in Derry für mich und meine Ausbildung mitnehmen konnte bin ich sehr dankbar und ich bin froh den Schritt gewagt zu haben, dieses Auslandspraktikum anzutreten.
Doch nicht nur das Arbeiten war schön in Irland, sondern auch unsere Freizeit, die wir komplett selbst gestalten konnten. Mein Arbeitstag ging von 9 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags, was einem noch genug Zeit gab, die Stadt jeden Tag ein bisschen besser kennen zu lernen. So waren wir unter anderem auf der Stadtmauer von Derry unterwegs, haben uns das Foyleside Shoppingcenter angesehen, sind auch mal in einem Pub zu einem Comedy - Abend gewesen, oder einfach nur so durch die Straßen geschlendert. Die Runde auf der Stadtmauer lohnt sich wirklich, wenn das Wetter mitspielt. Man bekommt einen unglaublich schönen Eindruck von Derry und erfährt nebenbei sogar noch das Eine oder Andere über die Geschichte der Stadt. Allerdings hat Derry nicht nur Historisches zu bieten, sonder auch einige Orte für Jugendliche oder Familien und Kindern. Zu diesen Orten gehört definitiv „Brunswick Moviebowl“, die perfekte Verbindung aus Kino, Bowling, und unzähligen Spielmöglichkeiten für Groß und Klein (immer dienstags zum halben Preis!).
Wenn man allerdings drei Wochen im Ausland ist, hat man schon auch mal Lust etwas anderes als nur immer ein und dieselbe Stadt zu sehen. Genau aus diesem Grund sind wir an den Wochenenden unterwegs gewesen. Einmal sind wir mit dem Bus nach Belfast gefahren und haben uns dort das Titanic – Museum und die Peace Wall angesehen und ein anderes Mal hat es uns an die Küste verschlagen.
Das Highlight unseres Aufenthalts war allerdings Halloween. Die Schule, in der ich arbeitete, hatte die ganze Halloween – Woche frei, wodurch ich auch Etliches von Derrys Halloweenprogramm abarbeiten konnte, wie z.B. das zum Horrorhaus umfunktionierte Tower Museum, die unglaublich schön gestaltete Stadtmauer mit Artisten verschiedenster Art, die atemberaubende Parade und das bezaubernde Feuerwerk als krönender Abschluss. Jeder der zu Halloween einmal in Derry gewesen ist, wird sich mit Sicherheit nur mit Staunen und Freude daran zurückerinnern. Ich für meinen Teil war einfach nur überwältigt von der unglaublichen Vorbereitung, die alle Leute in dieses Fest stecken, allein schon zu sehen an dem Programmheft, welches so viele tolle Sachen beinhaltete, die man unmöglich hätte alle abarbeiten könnte. Doch nicht nur das, auch die bunt bemalten Schaufenster an zumindest jedem dritten Geschäft, die unglaublich toll geschmückte Stadt, der belebte Markt mit Live Musik und zu guter Letzt natürlich all die Leute, die zu Halloween kostümiert Derry bis zum Rand gefüllt haben. Ich habe ganz ehrlich noch nie in meinem Leben so viele Leute gesehen, wie an dem Halloweenabend in Derry. Ich kann es wirklich nur jedem raten, sich dieses Spektakel irgendwann einmal selbst anzusehen.
Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit meinem Auslandspraktikum. Die Gastfreundschaft und einfach die grundsätzliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Leute in Derry, werden mir definitiv im Gedächtnis bleiben. Ich kann nur jedem empfehlen sich diesem kleinen Abenteuer zu stellen und über sich und seine eigenen Grenzen hinauszuwachsen. In meinen Augen bringt so ein Praktikum im Ausland einem nicht nur zusätzliche berufliche Erfahrungen ein, sondern noch Vieles mehr.
Also wenn ihr die Nächsten seid, die nach Derry oder generell Irland fahren, denkt an eure Regenjacken und Mützen, denn nach Irland geht man nicht wegen dem Wetter (wie unsere Gastmutter immer gesagt hat).